Katastrophen

Was weder wir noch unsere Kinder erleben wollen.

Die Chronik der Überschwemmungen in Tirol lässt sich bis ins Jahr 1518 detailliert zurückverfolgen. Zuletzt ist das Inntal 2019 nur um 18 cm an einem Jahrhunderthochwasser vorbeigeschremmt. Das zu diesem Zeitpunkt allerdings erst 14 Jahre zurückliegt.

Überflutungen bei Terfens, 2019 (Foto: Gemeinde Terfens)

11. bis 13. Juni 2019: Die Kombination aus später Schneeschmelze und Gewittern lässt den Inn bedrohlich ansteigen.

Während am 11. Juni noch kleinere Ausuferungen zu beobachten sind, führt der permanent steigende Pegel des Inns zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen.

In Schwaz besteht die besondere Lage, dass der Inn die Stadt teilt. Hinzu kommt, dass der Fluss höher liegt als die umliegende Stadt. Tritt er über die Ufer, läuft das Wasser in die angrenzenden Wohngebiete. Erste kleinere Ausuferungen in Schwaz treten ab einem Pegel von ca. 530 cm auf. Am 12. Juni klettert der Pegel auf 542 cm. Ab einem Pegel von ca. 590 cm ufert der Inn dann im größeren Umfang auch in Richtung Stadt aus.

Wie schon bei früheren Hochwasserereignissen geht das fälschliche Gerücht um, die Steinbrücke solle gesprengt werden, um dem Wasser Platz zu machen.

Wörgl, 2005 (Foto: Veronika Spielbichler)

23. August 2005: In Innsbruck wird mit Pegelstand 658 cm ein Scheiteldurchfluss von 1.538 m³/s (HQ 200) erreicht: die höchsten Werte seit Beginn der Messungen im Jahre 1871.

Im Zuge einer sogenannten „Vb-Wetterlage” wird eine Okklusion von Nordosten gegen die westlichen Nordalpen gesteuert. In der Folge kommt es zu anhaltendem Regen besonders im Einzugsgebiet des Lech sowie der Rosanna und Trisanna im Oberland.

Das verheerende Hochwasser in diesen Einzugsgebieten (größte jeweils gemessene Hochwasserscheitel) hat ab Einmündung der Sanna in Landeck den Inn in einen hochwasserführenden Wildfluss verwandelt. Während der Inn in Innsbruck kaum Hochwasserschäden verursacht, sind vor allem Völs (Gewerbegebiet) und Wörgl schwerstens betroffen.

1987: Ein Jahr mit zwei Hochwasserereignissen

18./19. Juli 1987: Ein Tief über den Britischen Inseln steuert mit südwestlicher Höhenströmung feuchtwarme Luftmassen gegen die Alpen. Die Nullgradgrenze liegt bei 4.000 m. Die Wasserführung des Inn an der Schweizer Grenze mit 600 m³/s hat eine Wiederkehrzeit von 30 Jahren. Flussabwärts üben die großen Speicher zusammen mit dem gedrosselten Kraftwerksbetrieb eine dämpfende Wirkung auf die Hochwasserentwicklung des Inn aus. In Innsbruck ist der Hochwasserscheitel mit 1.130 m³/s als 25jährliches Abflussereignis einzustufen.

23./25. August 1987 Ähnlich wie im Vormonat und im August 1985 führen anhaltende Aufgleitniederschläge aus SW mit bis zu 150 mm im Bereich des Alpenhauptkammes bei gleichzeitig hochliegender Nullgradgrenze regional zu verheerendem Hochwasser. In der Folge bildet sich auch am Inn eine Hochwasserwelle aus, die aber kleiner ist als im Juli. Sie hat mit 980 m³/s in Innsbruck eine Wiederkehrzeit von rund zehn Jahren. Die Hochwasserscheiteldurchflüsse erreichten in Rotholz 1.590 m³/s, in Brixlegg 2.005 m³/s und in Kirchbichl 1.855 m³/s und liegen damit neuerdings im Bereich eines 100jährlichen Hochwassers.

5./6. August 1985: Ein Tief über den Britischen Inseln steuert an seiner Vorderseite subtropische Warmluft gegen die Alpen.

Bei einer anfänglichen Nullgradgrenze um 4.000 m fallen in der Nacht von 5. auf 6. August in Nordtirol 40 – 80 mm Niederschlag, die am 6. August weiter andauern. Nach Durchzug der Kaltfront fällt am 6. August nachmittags Schnee bis Matrei a. Br. Besonders die Zubringer aus dem Alpenhauptkammbereich haben das Hochwasser des Inn gefährlich verschärft.

Am Pegel Kajetansbrücke führt der Inn ein 5-jährliches Hochwasser (409 m³/s), in Innsbruck ein 30-jährliches (1.140 m³/s) bei einem Höchstwasserstand von 592 cm* und ab Kirchbichl ein 100-jährliches Hochwasser (2.198 m³/s).

28. Juni 1965: Nach einem niederschlagsreichen und einem schneereichen Winter setzt die Schneeschmelze im Frühjahr 1965 erst in der zweiten Junihälfte voll ein.

Verstärkt durch die wiederholt begleitenden Gewitterregenstellt sich vom 22. Juni bis 4. Juli eine ununterbrochene Hochwasserperiode ein mit Wasserständen, wie sie in anderen Jahren nur höchstens einmal für jeweils wenige Stunden auftreten. Bei einem Höchstwasserstand von 485 cm liegt der Durchfluss am Pegel Innsbruck/Inn bei 1.100 m³/s, was heute als rund
25-jährliches Ereignis eingestuft werden kann.

15./16. Juli 1959: Ein Vorstoß des Azorenhochs gegen die Britischen Inseln bewirkt die Zufuhr kühler Meeresluft aus Nordwest nach Zentraleuropa und führt zu einer Tiefdruckentwicklung im Lee der Alpen.

Die damit verbundenen Niederschläge bewirken im Ober- und Unterinntal bis zur Mündung des Ziller die Jahreshöchstwasserstände am Inn (Innsbruck, 337 cm, 570 m³/s).

Quelle: Innsbruck und das Hochwasser. Geschichte und Geschichten geschrieben vom Inn. Konzeption: Dr. W. Gattermayr, DI J. Steck, Abt. Wasserwirtschaft beim Amt der Tiroler Landesregierung; nach Aufzeichnungen des Hydrographischen Dienstes Tirol.